artscoutneo 

kuratiert von Dr. Rolf Lauter

Mit dem Ausstellungsprojekt artscoutneo - Junge Kunst @ Landfried Heidelberg wollen wir der jungen zeitgenössischen Kunst in der Metropolregion Rhein-Neckar eine rhytmisch wiederkehrende Plattform bieten, um sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

artscoutneo ist eine Fortsetzung des von uns im Jahr 2009 unter dem Titel artscoutone - Zeitgenössische Kunst in Mannheim' entwickelten ersten Projektes dieser Art. Einer der Hauptgedanken des Ausstellungskonzeptes basiert auf der Entdeckung und Sichtbarmachung teilweise bekannter, teilweise verborgener künstlerischer Positionen in der Meropolregion, die je nach inhaltlicher Ausrichtung der Ausstellungen mit überregionalen und internationalen Positionen in einen inhaltlichen Zusammenhang gestellt werden können.

Konzentrierte sich artscoutone zunächst auf eine Art erste Bestandsaufnahme künstlerischer Positionen verschiedener Generationen in der Metropolregion, "deren Werke sich in qualitätvoller Weise ästhetisch oder inhaltlich mit Fragen der Gegenwart, dem "Hier und Jetzt" (Walter Benjamin) auseinandersetzen", so liegt der Fokus von artscoutneo in der Präsentation von werken junger Talente, die sich zum Teil noch in der Ausbildung befinden, zum Teil bereits ihre Akademieprüfung absolviert haben und aufgrund ihrer individuellen Begabung in das Forum eines öffentlichen Diskurses aufgenommen werden sollten. Das Projekt bietet dem Publikum somit einen tieferen Einblick in das kreative Schaffen hoffnungsvoller künstlerischer Begabungen, die - mit behutsamer fördernder Begleitung - konsequent ihren Weg  der Offenlegung von subjektiven Wirklichkeiten gehen können, ohne sich allzusehr gesellschaftlichen Trends und Moden anpassen zu müssen. Insofern verstehen wir artscoutneo als eine "Entdeckungsreise ind die Welt des schöpferischen Individuums", das für die Konstituierung unserer zukünftigen Gesellschaft von zentraler Bedeutung sein wird.

Die Ausstellung führt den Betrachter in temporäre Kunsträume der Alten Tabakfabrik P. J. Landfried, die durch die Künstler mit einem jeweils subjektiven bildnerischen Kosmos eine kulturelle Aura erfahren. Dabei bewegen sich die malerischen Positionen von Carolina Brack, Jens Hafner, Ulli Hök, Kathleen Knauer, Inock Kim Seifert, Simon Täubert oder Andreas Weber zwischen lyrisch-abstrakten, asiatisch anmutenden Naturbetrachtungen, erzählirischen Bildwelten, gesellschaftlichen Kompositionen, emotional aufgeladenen Trauerbildern und magischen Raumphantasien bis hin zu eminent expressiven Farbentäusserungen, die sich durch eine hohe subjektive Eigensprachlichkeit auszeichnen.

In den Zeichnungen und Malereine auf Papier von Sabrina Haas, Björn Knapp, Björn Müller und Franziska Wolff offenbaren sich zum einen subjektiv-sensible Annäherungen an bekannte Idole oder Politiker sowie subtil-erzählerische Bildwelten und kombinatorische Geschichten, zum anderen ursprunghaft-eruptive Naturformationen, die sich bei näherer Betrachtung als sinnlich-abstrakte Farb-Formationen entpuppen.

Während Martin Knauf und Jack Savant mit ihren skurril anmutenden und extrem subjektiven argumentierenden skulpturalen Manifestationen psychische Einsichten in das Menschenbild der heutigen Zeit aufkeimen lassen, überrascht uns Thomas Neger mit seinen Licht- und Raum-Installationen durch eine hohe Sensibilität an wahrnehmungssentetisch wirkungsvoll in szene gesetzten Rauminszenierungen oder entführt und Lisa Wolf mit ihrer raumbezogenen Insatallation aus Malerei und Fotografie in eine sehr eigene Welt aus Sein und Schein.

Hüseyin Yerlikaya bereichert die Ausstellung zum einen mit einer Werkgruppe an erotischen Fotografien, die dem Betrachter eine sinnliche Welt an Körperlichkeit offenbaren, zum anderen mit einer speziell für die Ausstellung konzipierten und realisierten Werkgruppe von Porträts und anderen Porträts der beteiligten Künstler, die die vielen möglichen Gesichter des Menschen andeuten und einen subtilen Blick in die Psyche des Individuums ermöglichen.

Die drei befreundeten Künstlerinnen Carolina Brack, Sarah Peters und Franziska Wolff haben für einen größeren Raum der Ausstellung ein inhaltliches Gesamtkunstwerk konzipiert, das ein künstlerisches Panorama vom Ursprung der Welt über eine gesellschaftliche Endzeitvision bis hin zur Gestaltung einer positiven Weltvorstellung spannt. Zeichnungen, Malereien, Collagen, insatallative plastische Gebilde und Videoprojektionen verbinden sich hier zu einem Orchester aus subjektiver Wahrnehmung und individuell-offenbarender künstlerischer Positionierung von Gegenwartsbezogener Wirklichkeit.

Shahab Gabriel Behzumi, der für zwei Werkinstallationen von Carolina Brack Video-Projektionen entwickelte, zeigt in seiner eigenen Video-Installation seine sehr subjektive, aus rasenden Bildern komponierte Sicht auf die Stadtwirklichkeiten der Metropolregion. Mit einfühlsam untermalenden musikalischen Ebenen schafft er es, die oft unwirkliche Stadtwirklichkeit als einen spannenden Kosmos von Welt erfahrbar werden zu lassen.

Neben Hüseyin Yerlikaya lässt der Aerosoul-Künstler Moohee mit einer unglaublich sprühenden Eleganz eine alle Künstler und Werke verbindende Geschichte entstehen, die sich an den Aussenwänden der Ausstellungsräume entfaltet und der Ausstellung ein sprachliches Gerüst verleiht, das die Vielfalt künstlerischer Ausprägungen der jungen Kunst vollendet. 

artscoutneo bietet dem Publikum einen offenen Dialog mit Künstlern, Kuratoren und Sammlern. Junge Studenten des Kunsthistorischen Instituts der Universität Heidelberg laden an den Wochenenden zu Gesprächen mit den Künstlern ein und führen die Besucher durch die verschiedenen Bereiche der Ausstellung. Zudem werden Gesprächsrunden zwischen Kuratoren, Künstlern und Publikum stattfinden, die einen tieferen Einblick in das Denken und Handeln kreativer Persönlichkeiten ermöglichen.

artscoutneo ist darüber hinaus der erste Baustein des im Entstehen begriffenen ART LAB HEIDELBERG, das sich auf dem Areal der Alten Tabakfabrik P. J. Landfried als ein Zentrum des in der permanenten Gegenwart verankerten schöpferischen Denkens und Handelns etablieren wird. Mit dem ART LAB HEIDELBERG wollen wir in der Stadt Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar einen diskursiven Kultur-Raum entwickeln, der im Bereich der Zeitgenössischen Kunst und Kultur einen deutlichen Akzent setzen wird.