franziska wolff

Franziska Wolffs Werk „Der ewige Widerstreit der Orgonen Orks mit den Alpha Centaurischen Zeitzwergen“ aus der Serie Gefaltete Träume präsentiert sich auf den ersten Blick als farbintensives, teils abstrakt anmutendes Bild, das aus einem Zusammenspiel von Licht, Schatten und gefalteten Oberflächenstrukturen entsteht. Das Format des Werks, hier gegen eine rötlich getönte Wand gehängt, lädt Betrachter*innen dazu ein, in eine Welt einzutauchen, die durch überraschende Faltungen, changierende Farbverläufe und schillernde Reflexe gekennzeichnet ist. Die Bildoberfläche weist deutliche Knitterungen oder Faltungen auf, die wie in einem Moment eingefrorene Textil- oder Papierstrukturen wirken und dem Werk eine räumliche, nahezu plastische Wirkung verleihen.

Beim näheren Hinsehen dominieren Grün- und Violetttöne, durchzogen von feurigen Rottönen, die im oberen Bereich in kräftige Rot-Orange-Gelb-Nuancen übergehen. Diese Farbwahl vermittelt eine eigenwillige, fast schon kosmisch wirkende Spannung. Die kühlen, erdigen Grün- und Lilabereiche kontrastieren mit den warmen Rottönen und erzeugen so ein rätselhaftes Flirren zwischen Ruhe und Aufruhr. Der Eindruck von Tiefe wird dabei durch die Falten noch verstärkt – sie bilden regelrechte Schluchten und Bergketten in der Bildfläche, sodass man geneigt ist, sich vorzustellen, man blicke auf eine fremdartige Topografie oder eine außerirdische Landschaft.


Die im Titel genannten „Orgonen Orks“ und „Alpha Centaurischen Zeitzwerge“ schlagen einen Bogen ins Fantastische und Science-Fiction-hafte: Ein Konflikt zwischen mythisch anmutenden Wesen und interstellaren Kreaturen, der an ferne Planeten, fremde Zeitdimensionen oder übersinnliche Energien denken lässt. Die verfremdete, beinahe metallisch schimmernde Struktur kann dabei als Metapher für diese übernatürliche Sphäre gelesen werden – der Betrachter entdeckt in den Faltungen immer neue Formen, Wesen oder rätselhafte Gebilde, welche die Grenze zwischen Realität und Imagination verschwimmen lassen.

Gerade in Bezug auf die Ausstellung Paranormale Tendenzen und den dazugehörigen Pressetext erschließt sich die besondere Thematik dieser Arbeit. Der Pressetext verweist auf eine „künstlerische Auseinandersetzung mit dem Übernatürlichen, dem Verborgenen und Unerklärlichen“. Dieses Spannungsverhältnis wird in Wolffs Werk durch ein Spiel von Ver- und Enthüllung, von offenbaren und doch schwer greifbaren Formen inszeniert. Die scheinbar zufälligen, jedoch bewusst gesetzten Falten suggerieren einen Prozess des Enthüllens – oder Verbergens – einer tieferen Realität, die sich nur schemenhaft zeigt. Die Farben wiederum wirken übernatürlich intensiv, fast leuchtend, und tragen zur Irritation der Wahrnehmung bei: Man sucht nach einer klaren Struktur oder Logik, findet stattdessen immer neue Binnenräume, Schattenzonen und Lichtreflexe, die sich unserem rationalen Zugriff entziehen.


In einer Zeit in der Wissenschaft und Technologie unseren Blick auf die Welt bestimmen, scheint Wolffs Arbeit darauf hinzuweisen, dass das Mystische, Paranormale und Irrationale keineswegs aus unserer Vorstellungskraft verschwunden ist. Vielmehr werden diese irrlichternden, fantastischen Elemente im Werk verstärkt sichtbar und laden uns ein, das Unerklärliche anzuerkennen und zu erforschen – seien es die „Orgonen Orks“ und ihre vitalen Energien oder die „Alpha Centaurischen Zeitzwerge“ mit ihrem rätselhaften Spiel um Zeit.

So entsteht eine vielschichtige Bildwelt: Einerseits birgt sie eine fast organische Lebendigkeit in ihren Faltungen und Farbverläufen, andererseits eröffnet sie durch Titel und Thematik ein Universum voll fantastischer Kreaturen und paranormaler Prozesse. „Der ewige Widerstreit“ verweist hier auf unaufhörliche Energieflüsse und Konfrontationen, die sich in der Natur des Übersinnlichen wie auch in unserer Fantasie abspielen. Wolffs künstlerische Technik – das Falten und Bemalen bzw. das Hervorbringen von Schattenspielen und farbigen Lichtreflexen – wird zu einer Metapher für das Entstehen einer Wirklichkeit jenseits der gewohnten Ordnung. Das Werk bildet somit eine ästhetische Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Verborgenen und lädt dazu ein, gerade im Unbegreiflichen neue Horizonte zu entdecken.